Kubitaltunnel- oder Sulcus-Ulnaris-Syndrom

Ursachen und Beschwerden

Das Kubitaltunnelsyndrom wird durch eine Einklemmung (Kompression) des Ellennerven (Nervus ulnaris) im Ellenbogenkanal (Kubitaltunnel) verursacht. Ursache kann eine Jahre zurückliegende Ellenbogengelenkverletzung, eine Arthrose des Ellenbogens oder eine chronische Druckschädigung des Nerven sein. Letztere wird häufig durch ein Aufliegen des Ellenbogens auf einer harten Unterlage, z.B. Schreibtisch, wie auch durch eine langandauernde starke Beugung des Ellenbogens, z.B. während der Nacht, verursacht. Typisches Symptom des Kubitaltunnelsyndroms sind Mißempfindungen oder Taubheit am Kleinfinger, kleinfingerseitigen Ringfinger und an der kleinfingerseitigen Handkante. Bei länger anhaltender Einklemmung kommt es zur Kraftminderung (Paresen) in der Hand, z.B. beim Schreiben und der Fingerspreizung.

Schließlich tritt ein Muskelschwund (Atrophie) an der Mittelhand auf, der am besten zwischen Daumen und Zeigefinger zu erkennen ist. Einstrahlende Schmerzen von der Ellenbogeninnenseite zum Kleinfinger bestehen eher selten. Die Diagnose wird in der Regel durch eine Messung der elektrischen Leitfähigkeit (u.a. der proximalen motorischen Latenz) des Nerven gesichert. Durch die rechtzeitige operative Behandlung kommt es zu einer dauerhaften Besserung (Heilung), allerdings ist ein bestehender Muskelschwund (Atrophie) nicht oder nur unzureichend rückbildungsfähig (leitlinien.net).

Operationsvorbereitung und Operationsverlauf

­­­­Blutverdünnende Medikamente müssen rechtzeitig vor der Operation, ggf. nach Rücksprache mit dem Hausarzt, abgesetzt bzw. ersetzt werden. Weiterhin sollten Fingerringe entfernt werden, wobei wir gerne behilflich sind. Nüchtern zu sein, ist nicht notwendig. Das selbständige Führen eines Pkw ist nach der Operation nicht möglich, weswegen die Heimfahrt mit einem Chauffeur oder öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgen sollte (Patienten-Information).

Der ambulante operative Eingriff wird in örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie) und Blutleere durchgeführt. Diese Blutleere wird durch eine Druckmanschette am Oberarm erreicht und ist nur für wenige Minuten erforderlich.

Der Druck der Manschette wird als unangenehm empfunden, jedoch für die Dauer des Eingriffs toleriert. Die Freilegung und Entlastung des Ellennerven (N. ulnaris) erfolgt über einen ca. 3-4 cm langen Hautschnitt an der Innenseite des Ellenbogens. Die Einklemmung (Kompression) des Nerven wird beseitigt, indem ein über den Nerven verlaufender Bindegewebszug, eventuell auch ein zusätzlich vorhandener kleiner Muskel (M. epitrochleoanconaeus) durchtrennt werden. Eine Verlagerung des Nerven auf die Vorderseite des Ellenbogens ist nur in sehr wenigen Ausnahmen notwendig. Am Ende der Operation wird eine kleine Drainage in die Wunde eingelegt.

Nachsorge

Um ein Anschwellen der Hand und des Armes nach der Operation zu vermeiden und um eine rasche Wundheilung zu erreichen, sollte der Arm in den ersten Tagen am Oberkörper gehalten und geschont werden. Eine Armschlinge ist hierzu nicht notwendig. Bereits ab dem ersten postoperativen Tag ist ein vorsichtiges Bewegen des Ellenbogens erforderlich. Am ersten Tag nach der Operation erfolgt der erste Verbandswechsel und die Entfernung der Drainage durch den überweisenden Arzt oder den Hausarzt. Nach 14 Tagen werden die Fäden entfernt, am darauf folgenden Tag sind das Waschen der Hand und Duschen ohne Schutzhandschuh wieder möglich.

Langsam zunehmend kann die Hand nun belastet werden. Nach 2-3 Wochen ist der Arm zum alltäglichen Gebrauch wie auch für die meisten beruflichen Tätigkeiten wieder einsatzfähig. Zur Schonung des Ellennerven sollte eine starke Beugung des Ellenbogens über einen längeren Zeitraum, z.B. beim Abstützen am Schreibtisch oder beim Einschlafen, sowohl nach der Operation als auch in der Zukunft vermieden werden.

Komplikationen (allgemein/speziell)

Kleine Blutergüsse und Schwellungszustände klingen in der Regel durch aktives Bewegen bzw. nach Lockern des Verbandes rasch ab. Bei stärkerer Schwellung sollten neben einer Lockerung des Verbandes mehrmals täglich Eispackungen angewendet werden. Die Wunde darf hierbei nicht feucht werden. Prinzipiell ist bei der Operation eine Verletzung des Ellennerven mit bleibenden Gefühlsstörungen, Schmerzen oder Lähmungen möglich, die Komplikation ist jedoch äußerst selten. Die genannten Beschwerden liegen häufig bereits als Folge der Erkrankung vor und bilden sich dann nur langsam, im Einzelfall auch überhaupt nicht zurück (s.u.). Die Entzündungshäufigkeit (Infektionsrate) bei unseren Patienten ist niedrig. Bei Anzeichen einer Infektion, d.h. Schwellung, pochenden Schmerzen im Operationsbereich, Rötung oder gar Entleerung von Eiter aus der Wunde muss sofort ein Arzt aufgesucht werden, um eine gezielte Behandlung einzuleiten.

Am günstigsten ist die umgehende Vorstellung in unserer Praxis. Außerordentlich selten ist das Auftreten eines komplexen regionalen Schmerzsyndroms, früher auch „Morbus Sudeck“ genannt, mit Abbau von Muskel- und Knochengewebe bis hin zur Versteifung von Gelenken. Die Erholung (Regeneration) des Ellennerven ist wegen der langen Regenerationsstrecke außerordentlich langwierig. Die Rückbildung von Gefühlsstörungen und Kraftminderung kann bis zu einem Jahr dauern. Lag vor der Operation ein Muskelschwund vor, ist die Besserung der Kraftminderung oft unvollständig. Eine erneute Einklemmung des Nerven (Rezidiv) ist selten, insbesondere wenn eine Druckbelastung des Nerven im Operationsbereich in Zukunft sorgfältig vermieden wird. Die genannten Komplikationen können Nachoperationen erforderlich machen, die Behandlungsdauer verlängern und bleibende Funktionsstörungen des Armes verursachen.

Wichtig

Treten unvorhergesehene Schwierigkeiten auf, wie z.B. erhebliche Schmerzen, Bewegungseinschränkungen der Gelenke oder eine starke Schwellung, so suchen Sie bitte unbedingt wieder unsere Praxis auf. 

Selbstverständlich stehen wir Ihnen bei Problemen und Fragen gerne zur Verfügung. Für Patienten, die von uns operiert wurden, sind wir in dringenden Fällen immer telefonisch erreichbar.