Karpaltunnelsyndrom
Ursachen und Beschwerden
Das Karpaltunnelsyndrom wird durch eine Einklemmung (Kompression) des Mittelnerven (Nervus medianus) im Handgelenkkanal (Karpalkanal) verursacht. Die Erkrankung tritt im mittleren und höheren Lebensalter bei Frauen deutlich häufiger als bei Männern auf, kann jedoch auch bereits früher, z.B. während der Schwangerschaft vorkommen. Das Karpaltunnelsyndrom ist wahrscheinlich erblich bedingt, wird aber auch durch eine Vielzahl von anderen Faktoren, wie z.B. eine chronische Verdickung von Sehnenscheiden oder hormonelle Veränderungen, ausgelöst.
Typisches Symptom des Karpaltunnelsyndroms ist das nächtliche "Einschlafen" (Parästhesien) einer oder beider Hände. Im fortgeschrittenen Stadium treten andauernde Gefühlsstörungen am 1.-4. Finger auf, noch später ist ein Schwinden der Daumenballenmuskulatur (Atrophie) zu verzeichnen. Die Diagnose wird in der Regel durch eine Messung der elektrischen Leitfähigkeit (u.a. der distal motorischen Latenz) des Nerven gesichert. Die rechtzeitige operative Behandlung gewährleistet eine dauerhafte Heilung (leitlinien.net))
Operationsvorbereitung und Operationsverlauf
Blutverdünnende Medikamente müssen rechtzeitig vor der Operation, ggf. nach Rücksprache mit dem Hausarzt, abgesetzt bzw. ersetzt werden. Weiterhin sollten Fingerringe entfernt werden, wobei wir gerne behilflich sind. Nüchtern zu sein, ist nicht notwendig. Das selbständige Führen eines Pkw ist nach der Operation nicht möglich, weswegen die Heimfahrt mit einem Chauffeur oder öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgen sollte (Patienten-Information).
Der ambulante operative Eingriff wird in örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie) und Blutleere durchgeführt. Diese Blutleere wird durch eine Druckmanschette am Oberarm erreicht und ist nur für wenige Minuten erforderlich. Der Druck der Manschette wird als unangenehm empfunden, jedoch für die Dauer des Eingriffs toleriert.
Als Ziel der Operation wird der Mittelnerv (Nervus medianus) entlastet durch Eröffnung des Handgelenkkanals (Karpalkanals). Hierbei wird ein derbes bindegewebiges Band (Retinaculum flexorum) durchtrennt. Dies kann "offen" über einen Hautschnitt an der handgelenknahen Hohlhand oder "endoskopisch" über ein bis zwei kleine Schnitte am Handgelenk und in der Hohlhand erfolgen. Bei der endoskopischen Technik wird das Einführen des Instrumentariums als Druck in der Hohlhand wahrgenommen, das Durchtrennen des Bindegewebes kann der Patient am Monitor mitverfolgen.
Nachsorge
Um ein Anschwellen der Hand nach der Operation zu vermeiden und um eine rasche Wundheilung zu erreichen, sollte die Hand in den ersten Tagen in Brusthöhe gehalten und geschont werden. Eine Armschlinge ist hierzu nicht notwendig. Vom Operationstag an ist eine aktive Fingergymnastik erforderlich, wobei die Finger mehrmals in der Stunde vollständig zur Faust gebeugt und vollständig gestreckt werden sollten. Am ersten Tag nach der Operation erfolgt der erste Verbandswechsel durch den überweisenden Arzt oder den Hausarzt. Bei Operationen am Freitag wird der Verbandswechsel nach Möglichkeit am folgenden Tag durch den Patienten und seine Angehörigen durchgeführt, spätestens am Montag durch den Hausarzt.
Nach 10 Tagen werden die Fäden entfernt, am darauf folgenden Tag sind das Waschen der Hand und Duschen ohne Schutzhandschuh wieder möglich. Langsam zunehmend kann die Hand nun belastet werden. Nach 2-3 Wochen ist die Hand zum alltäglichen Gebrauch wie auch für die meisten beruflichen Tätigkeiten wieder einsatzfähig. Eine gewisse Schmerzhaftigkeit in der Hohlhand beim Abstützen, Zupacken und Heben schwerer Lasten muss bei den meisten Patienten in Kauf genommen werden. Diese Beschwerden sind unabhängig vom Operationsverfahren und bilden sich praktisch immer vollständig zurück.
Komplikationen (allgemein/speziell)
Kleine Blutergüsse und Schwellungszustände klingen in der Regel durch aktive Fingergymnastik bzw. nach Lockern des Verbandes rasch ab. Bei stärkerer Schwellung sollten neben einer Lockerung des Verbandes mehrmals täglich Eispackungen angewendet werden. Die Wunde darf hierbei nicht feucht werden. Prinzipiell ist bei der Operation eine Verletzung des Mittelnerven mit bleibenden Gefühlsstörungen, Schmerzen oder Lähmungen möglich, die Komplikation ist jedoch äußerst selten. Die genannten Beschwerden können aber auch bereits als Folge der Erkrankung vorliegen und bilden sich dann nur langsam oder überhaupt nicht zurück. Eine fehlende Erholung des Nerven ist meistens durch eine zu spät erfolgte Operation bedingt. Die Entzündungshäufigkeit (Infektionsrate) bei unseren Patienten ist niedrig.
Bei Anzeichen einer Infektion, d.h. Schwellung, pochenden Schmerzen im Operationsbereich, Rötung oder gar Entleerung von Eiter aus der Wunde muss sofort ein Arzt aufgesucht werden, um eine gezielte Behandlung einzuleiten. Am günstigsten ist die umgehende Vorstellung in unserer Praxis. Außerordentlich selten ist das Auftreten eines komplexen regionalen Schmerzsyndroms, früher auch „Morbus Sudeck“ genannt, mit Abbau von Muskel- und Knochengewebe bis hin zur Versteifung von Gelenken. Das Narbenareal kann nach Veranlagung längere Zeit verhärtet, gerötet und berührungsempfindlich sein, wobei diese Beschwerden innerhalb weniger Monate abklingen. Eine erneute Einklemmung des Nerven (Rezidiv) ist sehr selten. Die genannten Komplikationen können Nachoperationen erforderlich machen, die Behandlungsdauer verlängern und bleibende Funktionsstörungen der Hand verursachen.
Wichtig
Treten unvorhergesehene Schwierigkeiten auf, wie z.B. erhebliche Schmerzen, Bewegungseinschränkungen der Gelenke oder eine starke Schwellung, so suchen Sie bitte unbedingt wieder unsere Praxis auf.
Selbstverständlich stehen wir Ihnen bei Problemen und Fragen gerne zur Verfügung. Für Patienten, die von uns operiert wurden, sind wir in dringenden Fällen immer telefonisch erreichbar.